Kommentar von Rahel Schmucki
Unter dem Hashtag «TradWives» (traditionelle Hausfrauen) ist eine Bewegung von Hausfrauen und Ehefrauen entstanden, die auf Youtube und Instagram eine Rollenverteilung à la 50er Jahre zelebriert. Ihr Lebensinhalt besteht darin sich um den Haushalt und die Kindererziehung zu kümmern und ihre Ehemänner zu verwöhnen, wenn diese am Abend müde von der Arbeit nachhause kommen. Soweit so gut. Das absurde an der Geschichte, die «TradWives» bezeichnen sich selber als die «wahren» Feministinnen. Ihr Argument dafür: Sie haben sich eigenständig dazu entschieden sich ihren Ehemännern unterzuordnen.
Jede Frau soll selber entscheiden, wie sie die Erziehung ihrer Kinder und die Rollenverteilung in ihrer Beziehung gestalten will. Aber: Mit Feministinnen haben diese «TradWives» nicht viel gemeinsam. Feminismus heisst Begegnung der beiden Geschlechter auf Augenhöhe, die Erreichung von gleicher Bewertung im gesellschaftlichen Bereich und Chancengleichheit.
Diese «TradWives» sind finanziell komplett von ihren Ehemännern abhängig. Nicht nur, dass sie kein eigenes Geld verdienen und deshalb auf grosszügige Geschenke von ihren Gatten warten. Ohne festes Einkommen haben diese «Stay at home moms», wie sie sich selber nennen, auch keine Altersvorsorge. Sie sind also nicht nur in der Zeit, während die Kinder noch klein sind auf das Geld ihres Mannes angewiesen, sondern auch noch dann, wenn der Nachwuchs längst ausgeflogen ist. Und was passiert, wenn der Gatte sich plötzlich eine andere Frau sucht, die ihm das Essen bereitstellt?
Diese Situation hat nichts mit Begegnung auf Augenhöhe oder Chancengleichheit zu tun. Feministinnen haben nicht jahrelang für die Emanzipation der Frauen gekämpft, um im Jahr 2020 mit konservativen Vertreterinnen eines völlig veralteten Frauenbilds aus den 50er-Jahren gleichgesetzt zu werden. Also liebe «TradWives», geht doch zurück an euren Herd. Aber bitte lasst den Feminismus aus dem Spiel.
Hier einen kleinen Eindruck, wie man die Rolle der Frau 1954 gesehen hat: