Die Maske ist unser neuer Begleiter, auch an Schulen und in Kitas. Wie Lehrpersonen, Kita-Angestellte und Kinder mit dem maskierten Alltag umgehen.
Text: Rahel Schmucki Bilder: Gabi Vogt
Jael Tobler geht an den Tischen ihrer Schülerinnen und Schüler vorbei und stellt sich bei der Wandtafel vor die Klasse. Wie automatisch geht ihre Hand zum Mund. Jetzt kann sie ihre Maske ausziehen. Seit Juli hat die Primarschule Buchwiesen in Zürich ein strenges Corona-Sicherheitskonzept: Die Lehrerinnen und Lehrer müssen Masken tragen, den Kindern jeden Morgen die Temperatur messen und ihnen die Hände desinfizieren. «Ich stehe öfters bei der Wandtafel. Da ist der Abstand zu den Schülerinnen und Schülern gross genug, und ich darf die Maske abnehmen», sagt Tobler.
Auch die Kinder haben gelernt, mit dem Maskenregime umzugehen. «Am Anfang war es komisch. Schliesslich sieht man nur noch das halbe Gesicht», sagt Tim. Sein Freund Bogdan fällt ihm ins Wort: «Zuerst habe ich nicht gemerkt, ob Frau Tobler lacht oder wütend ist. Dann hat mir eine Schülerin gesagt, dass ich auf ihre Augen schauen muss.» Elena sagt: «Ja, wenn sie lacht, gehen die Augen nach oben und wenn sie wütend ist, werden ihre Augen ganz gross und ihre Stirn rot.»
Kleinkinder brauchen mehr Mimik
Jael Tobler muss lachen, als sie diese ehrlichen Aussagen hört. Sie hat sich tatsächlich viele Gedanken zur fehlenden Mimik gemacht und setzt deshalb jetzt vermehrt ihre Augenbrauen beim Sprechen ein. Oder stemmt ihre Arme in die Seiten, wenn sie schimpfen muss. «Die Kinder in der 5. Klasse können meine fehlenden Gesichtsausdrücke inzwischen gut lesen.»

Schwieriger ist das bei kleineren Kindern. Etwa in Kitas. «Vor allem Kinder bis zum zweiten Lebensjahr und sensible Kinder sind auf die Mimik der Erwachsenen angewiesen», sagt Annika Butters, pädagogische Psychologin am Marie Meierhofer Institut für das Kind. Das Institut empfiehlt, wie auch der Verband Kinderbetreuung Schweiz, den Betreuerinnen und Betreuern in Kitas, trotzdem eine Maske zu tragen. Die Corona-Ansteckungen in Kitas haben vor einigen Wochen stark zugenommen. Eine Schliessung würde die oft privat geführten Einrichtungen zudem hart treffen, da sie dann keine Einnahmen haben und die Kosten selber tragen müssen. «Abstand einzuhalten ist mit Kindern beinahe unmöglich», sagt Butters.
Ausnahmen seien daher wichtig und auch möglich. Das Institut und der Verband empfehlen, eine maskenfreie Zeit einzuführen. Dabei werden die Kinder in kleine Gruppen aufgeteilt und immer von derselben Person betreut. «Zum Beispiel beim Wickeln oder beim Spielen», sagt Butters. So sei das Tracing bei Ansteckungen einfacher, und die Kinder müssten trotzdem nicht ganz auf die Mimik ihrer Betreuerinnen oder Betreuer verzichten. «Die Lösung ist nicht ideal, aber den Umständen entsprechend angemessen.» Zudem lernen Kinder nicht nur von den Gesichtern Erwachsener, sondern beobachten auch die Mimik der anderen Kinder. Eine Ausnahme von der Maskenpflicht gibt es aber: Sprachbegleiterinnen und -begleiter für fremdsprachige Kinder arbeiten mit einem durchsichtigen Visier, damit die Kinder die fremde Sprache auch anhand der Lippen lernen können.
Peace und James Bond
Zurück im Schulzimmer von Jael Tobler. In der Stunde Religion, Kultur und Ethik geht es ums Glücklichsein. Dafür hat sie verschiedene Emojis auf eine Tafel gemalt. «Wie sieht euer Mund aus, wenn ihr glücklich seid?», fragt sie die Kinder. Ein Mädchen streckt auf. «Es macht so», sagt das Mädchen und zieht mit den Fingern seine Mundwinkel zu einem Lächeln. Dass dabei auch die Augen nach oben gehen, wissen die Kinder jetzt.
Wenn die Schulglocke klingelt und der Unterricht zu Ende ist, stellen sich die Schülerinnen und Schüler in einer Reihe auf und verabschieden sich von Tobler. Weil das Händeschütteln jetzt verboten ist, hat sich jedes Kind ein eigenes Zeichen ausgedacht. «So habe ich trotz dem Händeschüttelverbot einen kleinen Moment mit jedem Kind alleine, bevor es nach Hause geht.» Die Zeichen muss sich Tobler aber alle merken. Lakshika streckt zwei Finger zum Peace-Zeichen in die Luft, Juan hat sich eine Abfolge von verschiedenen Zeichen ausgedacht, denen die Lehrerin nur halbwegs folgen kann, und Daniele formt mit den Fingern eine Pistole. Was ist das? «James Bond, ist doch klar.»
Der Masken-Knigge
Richtig waschen
Einwegmasken sind nur zum einmaligen Gebrauch bestimmt. Stoffmasken kann man mehrmals tragen. Nach dem zweiten Mal sollte man sie bei 60 Grad waschen. Bei geprüften Stoffmasken steht auf der Verpackung, wie häufig man sie waschen kann: oft 5, 20 oder 30 Waschgänge. Der Schutz ist danach nicht mehr garantiert. Tipp: Zählen Sie die bisherigen Waschgänge mit, zum Beispiel mit einer wasserfesten Markierung oder einem Knoten in den Gummizügen.
Richtig wechseln
Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) soll man eine Maske nicht länger als vier Stunden tragen. Zudem gilt: Je feuchter die Maske, desto weniger schützt sie.
Richtig falten
Die Innenseiten der Maske sollten immer aufeinanderliegen und nicht mit der Aussenfläche in Kontakt kommen. Falls es nämlich auf der Aussenseite Bakterien hat, wird die Maske zu einem möglichen Ansteckungsherd. Einwegmasken faltet man am besten horizontal, damit der Metallbügel nicht verbogen wird.
Richtig aufbewahren
Hat man die Stoffmaske getragen und will sie fürs nächste Mal aufbewahren, sollte man sie in einen luftdurchlässigen Behälter legen. Dafür eignet sich beispielsweise ein Couvert oder Stoffbeutel. Achtung: Plastiksäckchen fördern die Bildung von Schimmel und das Wachstum von Bakterien. Deshalb sind sie nicht geeignet! Nach dem Verstauen der Maske sollten Sie immer die Hände waschen oder desinfizieren.
(Artikel erschienen im Migros-Magazin vom 19. Oktober 2020)